ChatGPT und ähnliche KI-Tools – Was müssen KMU wissen?

Unser Ziel bei Arteeo ist für dich regelmässig interessante Entwicklungen in der digitalen Welt zusammenzufassen und einzuordnen. Das andauernde Medieninteresse an ChatGPT (aktuell bereits in der Version 4) hat auch mittlerweile sachliche Artikel zur Folge, die kritisch untersuchen, was konkret ChatGPT oder andere KI-Tools wirklich einer lokal aktiven Firma bringen können. Das Titelbild übrigens ist von DALL-E, das auch zur ChatGPT-Familie gehört und soll KI darstellen.

Einen Überblick, wie KMU profitieren können, bietet die Plattform morethandigital.info:

ChatGPT – Was müssen KMU wissen? Chancen und Herausforderungen des neuen Chatbots von OpenAI

Wir halten hier fest, dass der Begriff «OpenAI» aus unserer Sicht etwas unglücklich gewählt ist, weil er suggeriert, dass er was mit «open source», also quelloffenem Code oder Technologie zu tun hat. Dem ist nicht so. OpenAI ist ein knallhart kommerzielles Projekt, das diverse Investoren hat, unter anderem Venture Capital-Grössen wie Peter Thiel; auch Elon Musik gehört dazu. Aktuell ist sicher Microsoft der grösste Investor. Über die nächsten Jahre plant der Software- und Cloud-Riese 10 Milliarden Dollar in OpenAI zu investieren.

Die kürzliche Ankündigung, dass ChatGPT über eine API (application programming interface) zugänglich wird, eröffnet endlich die Entwicklung von externen Applikationen, die sich die Möglichkeiten von ChatGPT zu Nutze machen. Das bedeutet, dass ChatGPT aus Textspielereien im Dialogfenster direkt bei OpenAI, die ChatGPT betreibt, ausbrechen kann.

Mögliche Anwendungen von ChatGPT in der Praxis:

Chat Bot für Kundenkontakte

Gerade weil ChatGPT bereits «Chat» im Namen hat, ist das die naheliegendste Anwendung. Die Hochschule Luzern hat dazu einen umfassenden Artikel geschrieben: «Wie wirkt sich ChatGPT auf die Schweizer Finanzindustrie aus?». Weitgehend erläutert der Artikel Umfrageergebnisse. Es scheint, dass noch einige Fragezeichen hinter einer praktischen Anwendung stecken: Datenschutz (die OpenAI-Daten befinden sich ja in den USA), ethische Fragen wie die «Bias» also Voreingenommenheit der KI, aber auch Fragen zu Urheberrecht, die immer wieder auftauchen, auch in diesem Artikel. Sollten diese Punkte gelöst werden können, wäre hier ein eindeutiger Nutzen gegeben.

Content generieren für Marketing- und andere Zwecke

Am besten ist es hier gleich bei Firmen im «Content Marketing» nachzuhaken. Scope Content AG in Zürich, die auf diverse Onlinemarketing-Gebiete spezialisiert sind, z.B. Newsletter-Marketing, Content-Marketing, schreiben einen regelmässigen Newsletter. Autor Peter Hogenkamp hat im Februar einen Artikel geschrieben mit dem Titel: «Schreibt demnächst ChatGPT diesen Text?».

Der Autor fragt ChatGPT direkt: «Kann ChatGPT demnächst meine Newsletter für mich schreiben?». Die Antwort von ChatGPT ist eher «Sales»-Sprache, oder wie der Autor sagt: «sales-y». Als er bei ChatGPT nachhakt, resümiert er das Ergebnis: «Hm. ‹Das hängt von vielen Faktoren ab› ist ein Gummiparagraph, der alles und nichts sagt.»

Der Artikel erklärt weiter, dass durch ChatGPT erstellte Texte auf sachliche Richtigkeit zu überprüfen sind. Es gab bereits genügend Medienberichte von Bloggern und Journalisten, die klar zeigen, dass ChatGPT, wie alle KI-Tools, mit nicht-aktuellen Daten arbeiten. Wenn beispielsweise ein kürzliches Ereignis nicht im Grunddatensatz des Chat-Bots ist, dann wird dieser vehement den Nutzer als Lügner abtun.

Hier liegt für uns ein Hauptpunkt bei der Vorsicht in der Anwendung von KI-Tools: wir wissen nicht, mit welchen Informationen diese Tools gelernt haben. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass man ohne kritische Betrachtung keine Informationen aus dem Internet einfach so übernehmen kann. Der Wahrheitsgehalt von Informationen schwankt nicht erst seit der Epoche von «post truth», Verschwörungstheorien usw. Wir fragen uns: wenn sowieso alle Textinhalte von ChatGPT mühsam auf Richtigkeit überprüft werden müssen, wo liegt dann überhaupt noch die Zeitersparnis? Ein Kompromiss hier wäre: wir recherchieren die Fakten, geben sie an ChatGPT weiter und die formuliert dann die fertigen Texte. Hier sehen wir Möglichkeiten für Menschen, die nicht wirklich gerne schreiben. 🙂

Der Autor schreibt: «ChatGPT schreibt den vorhersehbarsten Text und hat dabei keinerlei Hemmungen, die abgedroschenste Phrase zu verwenden, denn das ist vermutlich auch die weitverbreitete. Etwas überspitzt könnte man sagen: ChatGPT ist ein Phrasengenerator.» Er vergleicht es mit einem Journalisten, der zwar schreiben kann, aber keine eigenen Ideen hat.

Er konstatiert zurecht, dass wem Standard-Texte genügen, weil der Mensch nur informiert werden will und originelle Gedanken oder Infos nicht in jeder Situation wichtig sind, der ist möglicherweise mit ChatGPT bereits gut bedient. Aber kreatives Schreiben, das Herumspielen mit Gedanken, die plötzlich unerwartet neue Richtungen ergeben, das geht schlicht mit aktueller KI nicht.

Nur so angemerkt: In einem kommenden Artikel bzw. Newsletter gehen wir der Frage nach, ob beispielsweise Google nicht befürchtet, dass KI-erstellte Texte ihre Suchmaschine durcheinanderbringen könnte oder anders gesagt austricksen kann.

Praxisbeispiel aus dem Beobachter: ChatGPT als Berater bei juristischen Fragen beim Schweizer Pauschalreiserecht

Klar, man könnte sagen, so weit ist doch ChatGPT noch gar nicht. Auf der anderen Seite sind alle Gesetze, Verordnungen, teilweise auch Kommentare von Rechtsgelehrten online öffentlich zugänglich.

Ein amüsanter Erfahrungsbericht aus der Beobachter-Redaktion: KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Was verstehst du vom Recht, ChatGPT?

ChatGPT als Tool in der Softwareentwicklung

Wir coden viel und selbstverständlich haben wir bereits Versuche mit ChatGPT gestartet. Die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Auf der einen Seite kann ChatGPT, bzw. ein Zusatz für die populäre Software Visual Studio Code von Microsoft, bei Routinesachen, vor allem Syntax der angewendeten Programmiersprache helfen. Bei Webentwicklung kommen aber so viele verschiedenen Technologien zusammen, die eher ein Problem des Projektmanagements als wirklich des Codens sind. Wir sehen jedoch ChatGPT sicher als ein nützlicher Assistent, wobei man sich bewusst sein muss, dass ChatGPT mit öffentlich zugänglichen Daten, vor allem auch GitHub-Daten, trainiert. Das heisst, da können klare Sicherheitslücken im produzierten Code drin sein. Speziell auf WordPress angewendet, konnten wir feststellen, dass fertiger Code eher auf Code-Beispielen direkt von WordPress (Developer-Dokumentation) basieren, teilweise aber ältere Funktionen beinhaltet, die aktuell gar nicht zu empfehlen sind.

Unser Fazit: auf der einen Seite möglicherweise eine Abkürzung beim Entwickeln, lohnt sich aber nur, wenn man das auch 100 % macht. Auf der anderen Seite kann ChatGPT bei der Betreuung eines Projektes, bei der Interaktion mit Kunden, Aufnahme ihrer Bedürfnisse usw. überhaupt nicht helfen.

Hier noch ein Link eines Erfahrungsberichts aus der Webentwicklung von heise.de:

https://www.heise.de/blog/ChatGPT-und-Copilot-AI-Code-Assistenten-in-der-Webentwicklung-7476614.html

Zusammenfassend: Die Chancen sind klar, aber wie steht es um die Risiken von ChatGPT und anderen KI-Tools?

KI wird seit Jahren angewendet, z.B. bei der Datenanalyse. Firmen wie Google investieren nicht erst seit gestern Milliardenbeträge in KI. Bisher gab es aber keine direkten «consumer products». Genau deshalb ist ja ChatGPT so faszinierend: wir alle können es ausprobieren.

ChatGPT verspricht vieles und Medien wissen, dass der Mensch eine Tendenz hat, sich für Neues zu begeistern, deshalb wissen wir alle bereits genügend über die Chancen.

Deshalb hier zum Schluss noch ein paar kritische Stimmen, weil die sind enorm wichtig, um die Technologie schlussendlich in eine Form zu bringen, die frei von Vorurteilen ist, die nicht die Verbreitung von Unwahrheiten, Falschinformationen fördert, sondern uns Menschen wirklich hilft, mit der Komplexität der Welt und untereinander besser umzugehen.

Kritische Stimmen zu ChatGPT:

Österreichische Akademie der Wissenschaften: CHATGPT: „VOR DER ALLWISSENDEN KI BRAUCHEN WIR UNS NOCH NICHT ZU FÜRCHTEN“

Security Insider: Risiken und Möglichkeiten von KIChatGPT – Held oder Bösewicht?

IGE, Bern: Künstliche Intelligenz: Können KI-Tools Urheberrecht verletzen?

ntv.de: Von Programmieren bis PhishingWird ChatGPT zum gefährlichen Hacker-Werkzeug?

Inside-IT.ch: «ChatGPT ist lustig, aber Zeitverschwendung»



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