Die Geister, die ich rief: Google bekämpft Spam-Suchresultate mit dem «March Core Update»

Ende Januar haben wir geschrieben, dass es jetzt amtlich sei: Google Suchresultate, wenn es um Produktrezensionen geht, werden schlechter. Weil Google offenbar das Thema ernst nimmt, möchten etwas tiefer in das Thema Rezensionen mit Affiliate-Links eintauchen.

Falls du den Beitrag vom Januar nicht gelesen hast, findest du ihn hier:

Wir haben damals das Fazit gezogen:

Google wird möglicherweise langfristig den Kampf gegen SEO-Spam verlieren. Das ist gut möglich. Wir wissen es nicht. Aber untergehen, ohne alles nur Erdenkliche dagegen zu versuchen, wird der Suchriese ganz sicher nicht.

Die Wissenschaftler, die Google Suchresultate nach Qualität untersuchten, waren sich einig:

Allerdings stellen wir auch fest, dass die Grenze zwischen harmlosen Inhalten und Spam in Form von Content- und Linkfarmen zunehmend verschwimmt – eine Situation, die sich im Zuge der generativen KI sicherlich noch verschärfen wird.

Zur Erinnerung Juni 2023: Google erlaubt KI-generierte Texte, jedoch mit Einschränkungen

Im Juni 2023 haben wir das Thema KI angesprochen im Beitrag: «KI-generierte Texte für SEO-Zwecke: Wird Google das erkennen und ist es erlaubt?»

Wir haben damals darauf hingewiesen, dass Google zuerst automatisch generierte Texte nicht erlaubte, jedoch 2023 begann, solche Texte zuzulassen, sofern die Qualität «hochwertig» sei. Oder anders ausgedrückt, die Nutzer hilfreiche Inhalte erhalten.

Unsere Einschätzung: KI-erstellte Texte werden primär kommerziell oder sonst geschäftlich (z.B. Geschäftskorrespondenz) genutzt. Kaum jemand nutzt KI ohne Absicht dahinter.

Dass die Anwendung von KI für das Erstellen von einer Flut von Texten nicht kostenlos ist und somit eher für kommerziell oder geschäftlich genutzte Texte genutzt wird, sollte auch Google einleuchten.

Wir alle sind Konsumenten und wissen aus vielen Jahren von Online-Werbung, Reklame, Verkaufstexten, dass diese in erster Linie auf ein Ziel ausgerichtet sind: den Nutzer zum Kauf zu animieren, überreden oder teilweise auch zu manipulieren.

Sie haben nicht die primäre Absicht, fair und objektiv zu informieren. Schon aus Platzgründen könnten sie das gar nicht. Sie können sogar betrügerisch sein, was ein immer häufigeres Problem bei Online-Werbung ist. Sogar Massen-Onlinemedien wie 20 Minuten haben wiederholt über offensichtliche «Scams» in Online-Werbung, die das Logo von 20 Minuten benutzte, geschrieben.

Produktrezensionen sollten besser als Werbung sein: kompetent und neutral

Aus der Skepsis gegenüber Online-Werbung entstanden neutrale Produktrezensionen, die von angeblichen Experten geschrieben, uns die «Wahrheit» über Produkte und Dienstleistungen erklären sollten.

Als Amazon vor vielen Jahren ihr Affiliate-Programm aufbaute, das es Amazon-Partnern erlaubte, Produktrezensionen zu schreiben, und diese mit Affiliate-Links zu versehen, war aus unserer Sicht der Grundstein gelegt, dass es hier nicht mehr um das objektive Bewerten von Produkten ging, sondern primär die Nutzer zu animieren die Links zurück zu Amazon zu klicken, um je nach Produktklasse etwa 5 % «Commission» oder Provision beim Kauf durch den Nutzer von Amazon gutgeschrieben zu bekommen.

Das ist heute ein Millionengeschäft (gemessen an den Umsätzen sind es Milliarden) geworden, deshalb sind wir nicht erstaunt, dass hier KI im grossen Stil angewandt wird und somit die Qualität der Suchresultate, wenn es um Produktrezensionen geht, stark leidet.

Am Rande erwähnt: Viele der Websites, die solche Rezensionen erstellen, sehen vom Design her sehr ähnlich aus. Das liegt daran, dass es eine Nichenindustrie von WordPress-Plugins und Themes-Anbietern gibt, die komplette Lösungen anbietet, sogar bereits mit Anschluss an KIs, die automatisch auf Knopfdruck Rezensionen erstellen. Eigentlich verstösst das 100% gegen die Bestimmungen von Amazons Affiliate-Programm, auch gegen Googles Bestimmungen.

Seit März dieses Jahres schlägt Google gegen Suchmaschinen-Spam und Inhalte mit niedriger Qualität zurück

Am 5. März 2023 gab Google bekannt, dass man mit dem «March 2024 core update» gegen die fallende Qualität in den Suchresulten ihrer Suchmaschine vorgehen wolle. Die komplette Ankündigung findest du auf dem «Google Suche» Blog:

https://blog.google/intl/de-de/produkte/suchen-entdecken/google-suche-aktualisierun-gegen-spam/

Wir zitieren daraus:

Heute kündigen wir eine Reihe von Updates an, die die Qualität der Google Suche verbessern sollen und die Ergebnisse noch hilfreicher machen:

  • Verbessertes Ranking qualitativ hochwertiger Inhalte: Wir nehmen algorithmische Verbesserungen an unseren zentralen Ranking-Systemen vor, um sicherzustellen, dass wir die hilfreichsten Informationen im Web anzeigen und nicht originäre Inhalte in den Suchergebnissen reduzieren.
  • Neue und verbesserte Spam-Richtlinien: Wir aktualisieren unsere Spam-Richtlinien, um Inhalte mit geringer Qualität aus der Suche fernzuhalten. Dazu zählen etwa veraltete Webseiten, die von neuen Eigentümern als Spam-Repositorys umfunktioniert wurden, und gefälschte Nachrufe.

Das Echo darauf von Technologie-Online-Medien war teilweise sarkastisch. Beispielsweise von Ars Technica, die ihre Meinung gleich zu Beginn ihres Artikels klar machen (Übersetzung durch Google Translate):

Hoppla, wir haben versehentlich das Internet ruiniert –

Google möchte nun den KI-gestützten Such-Spam begrenzen, den es mit verursacht hat.

Das Ranking-Update zielt auf Websites ab, die «für Suchmaschinen und nicht für Menschen erstellt wurden».

Was «Ars Technica» besonders interessant an der Kündigung findet, ist die Tatsache, dass KI nicht erwähnt wird:

Der Beitrag von Google ist unglaublich formuliert, ganz zu schweigen von der KI. Google sagt, es wolle «aufkommende Taktiken angehen», wie zum Beispiel «den Einsatz von Automatisierung, um minderwertige oder unoriginelle Inhalte in großem Maßstab zu generieren». Google stellt ausserdem fest, dass «die Methoden zur skalierten Inhaltserstellung heute ausgefeilter sind», aber welche neuen «Methoden zur Inhaltserstellung» Spammer verwenden, ist ein Rätsel.

Und im gleichen Absatz geht es weiter (was wir besonders hervorheben wollen):

Google will sich jetzt als AI-first-Unternehmen profilieren. Anscheinend bedeutet das, dass die Nachteile des KI-gestützten Internets, an dessen Entstehung Google beteiligt war, niemals direkt erwähnt werden.

Wir schliessen diesen Beitrag augenzwinkernd mit einem kurzen Auszug aus Goethes Ballade «Der Zauberlehrling», der da lautet, wobei unschwer zu erraten ist, wenn wir für den «Meister» halten:

Herr und Meister! hör’ mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
Werd’ ich nun nicht los.

«In die Ecke,
Besen, Besen!
Seid’s gewesen!
Denn als Geister
Ruft euch nur zu seinem Zwecke
Erst hervor der alte Meister.»

Alle Links in diesem Beitrag:

Google Suche — Gegen Spam und Inhalte von geringer Qualität: Updates für die Google Suche
https://blog.google/intl/de-de/produkte/suchen-entdecken/google-suche-aktualisierun-gegen-spam/

Ars Technica — Google now wants to limit the AI-powered search spam it helped create
https://arstechnica.com/gadgets/2024/03/google-wants-to-close-pandoras-box-fight-ai-powered-search-spam/

Der Zauberlehrling
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Zauberlehrling

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Kategorien SEO

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